Samstag, 12. September 2015

Flüchtlinge...auf der Suche nach Sicherheit

OK, auch wenn ich sonst meist über Kosmetik, Tierschutz und Mode schreibe, möchte ich doch auch mal zum Flüchtlingsthema Stellung nehmen.

Nein, ich bin kein Fan der momentanen österreichischen Politik, und auch nicht von unserem Bundeskanzler Faymann. Aber ich muss gestehen, dass er mein Held des Tages war, als zusammen mit der deutschen Kanzlerin Merkel beschlossen wurde die Grenzen zu öffnen und Flüchtlingen den freien Zutritt nach Österreich und Deutschland zu ermöglichen.
Alleine heute, Samstag dem 12. September 2015 werden ca. 3.000 Flüchtlinge nach Österreich gelangen.

Seit Österreich und Deutschland die Durchreise für Flüchtlinge erlaubten, strömen Tausende aus Ungarn Richtung Wien. In Ungarn wollen sie nicht bleiben. Zu einem da dort die Chancen auf einen positiven Asylantrag denkbar schlecht sind, wird man in Ungarn doch sehr seehr leicht als Wirtschaftsflüchtling abgestempelt und wieder in die Heimat geschickt. Zum anderen geniest die ungarische Polizei einen äußerst umstrittenen Ruf was den Umgang mit den Flüchtlingen betrifft, welcher oft als äußerst brutal bezeichnet wird, auch von Übergriffen auf Flüchtlinge durch Zivilisten ist zu hören und auch in Nachrichten zu sehen. Ungarn selbst will offensichtlich mit den Flüchtlingen so wenig wie möglich zu tun haben und schickt diese nur zu gerne weiter nach Wien. Aber was ist los in Ungarn? Wissen sie denn nicht, was diese Menschen alles durchgemacht haben?

Ungarn und sein rechtskonservativer Premier Orban sind ja bekannt für einen harten Kurs was Asyl betrifft. Aber so hart, dass Leute denen die komplette Lebensbasis genommen wurde, nicht als Flüchtlinge gelten? Menschen die in Kriegsgebieten leben, die täglich um ihr Leben fürchten müssen, haben kein Recht auf Asyl? Egal wie rechtskonservativ man sein mag, wir reden hier von Menschen!
Menschen in Not, die dringend Hilfe benötigen. Unsere Innenministerin Mikl-Leitner drückte es wohl noch sehr diplomatisch aus, als sie sagte, dass die Zusammenarbeit mit Ungarn etwas schwierig ist.

Etwas härter formulierte es da schon unser Bundeskanzler Werner Faymann, als er in einem Interview für das Magazin "Spiegel" meinte, dass "Flüchtlinge in Züge zu stecken, in dem Glauben, sie würden ganz woandershin fahren, Erinnerungen an die dunkelste Zeit unseres Kontinents wecken würde". Die Zeitschrift bezeichnete dies als eine "ungewöhnlich harsche" Kritik.

Tatsache ist aber, dass doch tatsächlich vor einer Woche hunderte Flüchtlinge in einen Zug gestiegen sind, in der Meinung sie würde zur österreichischen Grenze fahren. Stattdessen stoppten die ungarischen Behörden den Zug nach kurzer Fahrt und die Insassen wurden in ein Flüchtlingslager in Ungarn gebracht. Es spielten sich dramatische Szenen ab, Flüchtlinge die sich stundenlang weigerten den Zug zu verlassen. Ungarn errichtete zudem in den vergangenen Wochen einen Stacheldrahtzaun an seiner Grenze zu Serbien um die Flüchtlinge abzuhalten. Weiters wurde das Strafgesetz verschärft was den "illegalen Grenzübertritt" betrifft. Auf der Flucht um das eigene Leben und vielleicht das der eigenen Kinder und Familie zu retten und dann droht einem eine Haftstrafe bis zu drei Jahren? Weil man sein Leben retten will?

Tut mir leid, aber ich glaube ehrlich nicht dass die Kritik von Herrn Faymann "ungewöhnlich harsch" sei! Ungarn wies die Aussagen entschieden zurück und verbitte sich solche Äußerungen. Ungarn beachte alle EU-Regeln und suche eine effiziente gemeinsame europäische Lösung für die Flüchtlingskrise. Nun es gibt allerdings einen Unterschied zwischen Regeln beachten und Menschlichkeit zeigen. Menschlichkeit zu zeigen ist wichtig. Diesen Menschen, die um ihr Leben rennen, das Gefühl zu geben, dass sie als Individuen wichtig sind, ihnen ein Gefühl von Wärme und Sicherheit zu vermitteln, das ist was auch zählt. Keiner von uns weiß, was diese Menschen durchgemacht haben um in Ungarn überhaut anzukommen, keiner. Wir in Europa sind in Sicherheit und kriegen den Terror von IS nur im Fernsehen mit. Wir wissen doch gar nicht, was es bedeutet wirklich dort zu sein. Welche Ängste durchlebt man, wenn man in einer Stadt lebt, welche von IS besetzt wurde? Eine Stadt in welcher nun Mord und Folter an der Tagesordnung sind. Farrah Schennib berichtet in Ihrem "Tagebuch vom Überleben" unter Islamisten in der libyschen Stadt Darna. Ich würde jedem raten dieses Tagebuch zu lesen, traurig nur, dass sich nur eine
 Gruppe gegen IS erhebte, das war leider al-Quaida ausgerechnet. Irgendwie muss sich das anfühlen, als ob man nur die Wahl zwischen zwei Arten von Qual hätte.

Natürlich muss man sich aber auch fragen, wer noch die Flüchtlinge aufnehmen kann. Die Golf-Staaten zum Beispiel wären doch ideal für die Flüchtlinge. Sie haben die gleiche Kultur und Sprache, dazu kommt noch dass die Golf-Staaten zu den reichsten Ländern zählen aber trotzdem bleiben die Golf-Staaten hart. Trotz aller Kritik und Appelle, wie andere Länder Flüchtlinge aufzunehmen, gibt es bis jetzt keinerlei Anzeichen dafür, dass diese ihre Politik ändern würden. Sie geben Geld, aber nehmen keine Flüchtlinge auf. Keiner der sechs Staaten des Golf-Kooperationsrates hat die UNO-Flüchtlingskonvention unterzeichnet, die das Asylrecht in der Welt regelt. Die Golf-Staaten rechtfertigen ihre Entscheidung damit, dass sie seit Beginn des Bürgerkrieges in Syrien 2011 bereits Hunderttausende Menschen aufgenommen hätten. Tausende von Menschen seien nach Saudi-Arabien gekommen und in die Vereinigten Arabischen Emirate, nur eben nicht als Flüchtlinge. Tatsache ist, dass viele Syrier damals als Gastarbeiter aufgenommen wurden, allerdings meist befristet. Was ist wenn diese Befristung ausläuft und diese "Gastarbeiter" keinen Arbeitsplatz nachweisen können? Werden sie dann wieder nach Syrien geschickt? Weiters argumentieren die Golf-Staaten damit, dass sie bereits Hunderte Millionen Dollar an Hilfsgeldern bereitgestellt hätten. Irgendwie klingt das für mich wie aus der Bürde freikaufen wollen. Es gibt einen Unterschied zwischen Geld spenden und tatsächlich Flüchtlinge aufnehmen. Die Golf-Staaten befürchten, dass ein Zustrom von Flüchtlingen sich negativ auf Politik, Gesellschaft und Wirtschaft auswirken könnte. Nun angesichts des seit ca. über einem Jahr währenden Ölpreisfalles, denken die Golf-Staaten wohl schon an Sparmaßnahmen und da passen Flüchtlinge doch wohl nicht wirklich gut ins Bild. Somit spart man an Menschlichkeit und zeigt Härte. Meiner Meinung nach ist das ein Armutszeugnis.

Jedoch sind es nicht nur die Golf-Staaten, kaum ein arabisches Land heißt Syrier wirklich willkommen. Ohne eines der nur sehr selten gewährten Visa dürfen syrische Staatsbürger im arabischen Raum nur noch in Algerien, Mauretanien, Sudan und Jemen reisen. Also einfach wird es den Flüchtlingen wirklich nicht gemacht. Allerdings sind die arabischen Länder nicht alleine mit dieser Einstellung. Andere wohlhabende Länder wie Russland, Japan oder Südkorea wollen ebenfalls keine Flüchtlinge aufnehmen.

Kam die Kritik bisher meist aus Europa, wächst sie nun auch im arabischen Raum. Das Unverständnis über das mangelnde Engagement der Golf-Staaten wird immer größer.
Der prominente saudische Islamgelehrte Aaidh ibn Abdulla al-Qarn twitterte "200 muslimische Syrier sind ertrunken, weil wir sie ignoriert haben. Sie sind im Meer ertrunken, wir in Gleichgültigkeit und Antipathie."

Wie lange soll das noch andauern?
















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